Beinahe vor fünfzig Jahre arbeitete der britische Physiker Peter Higgs an eine komplexe Theorie der Elementarteilchenphysik. Die Theorie war beinahe vollkommen, beinahe schlüssig. Es fehlte nur noch ein Teilchen. Er sagte dieses Partikel voraus, obschon er es in der Praxis noch nicht nachweisen konnte. Damals, ohne leistungsfähige Rechner, ohne komplizierte Laboratorien, sass Higgs an seinen Schreibtisch. Wie es sich für Physiker gehört, mit einem Notizblock und einem Bleistift und dachte nach. Die verschlungene Theorie war schon fast vollkommen. Es fehlte nur noch ein Steinchen im komplizierten Puzzle. Würde dieses Teichen nicht gefunden werden, würde es möglicherweise gar nicht existieren, wäre seine ganze Theorie zu Nichten. Zusammengefallen wie ein Kartenhaus. Das Teilchen musste entdeckt werden. Der, während eines halben Jahrhunderts gesuchte Schlussstein, wurde heuer, in Genf, im CERN, mit an Gewissheit grenzender Wahrscheinlichkeit verifiziert! Higgs musste 50 Jahre warten, bis die Erlösung kam! Ein Beweis für die enorme Kraft menschlichen Nachdenkens. Higgs erhielt dafür in diesem Jahr den Nobelpreis. Er war gedanklich seiner Zeit weit voraus.
Die Verleihung dieser, für Forscher so wichtigen Auszeichnung, brachte mich auf einen Gedanken. Was kann nicht alles durch reines Nachdenken entstehen? Für was ist unser Denkapparat nicht alles gemacht? Im Grunde entsteht alles Wichtige auf der Welt, aller Fortschritt, im Kopf. Bevor Higgs den Preis erhielt, kannte ihn nahezu kein Mensch.
Auch heute gibt es Menschen, die niemand kennt. Auch sie denken über die anstehenden Probleme nach. Auch sie sind ihrer Zeit meilenweit voraus. Oft geht es sehr lange, bis ein Resultat für die Öffentlichkeit sichtbar wird. Grosse Probleme sind lange, lange unterwegs.
So bin ich überzeugt, dass Menschen die heute niemand kennt, die Probleme, die uns beschäftigen, lösen werden. Probleme wie die Überbevölkerung, der Klimawandel, die Welternährung, die Migration, die Folgen der Informationstechnologie, oder die Überfischung der Meere. Die Zivilisation ist robust. Es werden, auch wenn es lange weilt und viel Aufwand bedeutet, die anstehende Probleme gelöst werden. Die Fähigkeit langfristig zu denken ist uns in vielen Bereichen abhandengekommen. Geduld gehört nicht mehr zu den prominentesten Eigenschaften unserer Gesellschaft. Doch braucht es sie. Was gut enden soll, braucht Zeit.
Bedenken wir, es gibt zahllose Beispiele in der Vergangenheit, die belegen, dass Forscher und Philosophen dafür gesorgt haben, dass unsere Erkenntnisse sich immer geweitet haben. Sie haben uns den Wohlstand, den wir jetzt erleben, gebracht. Zum Beispiel die Entdeckung des Penicillins, ein Meilenstein in unserm Gesundheitswesen. Oder die Dampfmaschine, die Kunstseide, den TGV, das Internet.
Mit dieser Zuversicht und mit einer gewissen Gelassenheit, blicke ich in eine, wie immer, ungewisse Zukunft. Die Festtagszeit steht vor der Tür. Besinnliche Weihnachten wünsche ich allen, dazu ein weiteres, gutes Neues Jahr.
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Gedanken der Blog-Beiträge regen zum Überlegen an…
Gruss vom Kursleiter der Seniorenuni „Homepage“; freut mich, dass das Kursziel erreicht worden ist.
Gedanken regen zum Überlegen an.
Gruss vom Kursleiter der Seniorenuni; freut mich, dass das Kursziel erreicht worden ist.