Knigge
Wer kennt ihn noch? Adolf Freiherr von Knigge, diesen norddeutschen Edelmann und Zeitgenosse von Schiller, Goethe und Lessing? Er war Erzähler, Philosoph für die Welt, Journalist, Pädagoge Komponist und Polemiker. Das meiste seiner Werke ist vergessen, nur sein Benimm-Buch „Über den Umgang mit Menschen“, blieb in Erinnerung. Eng mit seinem Namen verknüpft. Ein Buch über Anstand, Höflichkeit, Rücksichtnahme und Respekt gegenüber den Mitmenschen. Bisweilen wünschte man sich, diese Fibel der guten Umgangsformen, würde der Menschheit wieder einmal vorgelesen.
Wenn man im Tram als Erwachsener stehen muss, weil Zweitklässler den Fensterplatz mit ihrer Schultasche belagern und sich selbst auf den Sitz daneben räkeln.
Wenn man auf der Treppe im Bahnhof von links und rechts angerempelt wird, während sich die S-Bahn entleert.
Wenn man zuschaut wie eine junge Frau eine brennende Zigarette vor dem Eingang des Supermarkts auf den Boden wirft, mit dem Fuss zermalmt und ins Geschäftsinnere verschwindet.
Herr Knigge, wo sind Sie? Da gibt es nur die Flucht ins Auto. Aber auch hier wünschte man sich ein moderner Knigge. Besonders wenn der nachfolgende Wagen mit hoher Geschwindigkeit auf ein paar Meter aufschliesst und beim Verlassen des Kreisels den Blinker nicht betätigt. Oder seelenruhig im Parkhaus den Weg versperrt. Er wartet, bis eine Kundin ihren Einkaufswagen umgeladen hat. Damit verursacht er einen Stau bis zur Einfahrt. Weitere hinten sind noch vier weitere Parkplätze frei. Aber diese sind halt weiter vom Lift entfernt. Man müsste etwas länger laufen.
Etwas mehr Rücksicht, etwas weniger Egoismus macht das Zusammenleben viel angenehmer.
Warum nicht die Eingangstüre zur Post offen halten, wenn eine weitere Person im Herannahen ist?
Warum nicht der Dame den Vortritt lassen?
Warum nicht „Danke schön“ sagen, wenn man bedient wird?
Es ist kein Zeichen von Selbstverwirklichung auf Umgangsformen zu verzichten. Es ist auch keine Einschränkung der persönlichen Freiheit, einem Passanten den Vortritt zu lassen.
Anstand und gute Manieren sind eine Geste von Freundlichkeit und Lebensbejahung. Sie machen den Tag schöner und strahlender. Knigge ist über 200 Jahre tot. Offensichtlich musste er schon damals seine Mitmenschen auf Etikette und Respekt hinweisen. Die Zeiten ändern sich zwar, aber was als gute Manieren gilt, hat jeden Wandel überdauert. Wir wissen eigentlich alle, was sich gehört. Wenn wir dieses Wissen anwenden, helfen wir mit den Alltag zu verschönern und schaffen natürliche Souveränität.
Denn, Menschen die moderne Umgangsformen beherrschen, sind beruflich und privat im Vorteil.
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