Zukunftsromane, Science-Fiction Stories, geben, wenn sie gut geschrieben sind, Gelegenheit zum Nachdenken. Einer der besten Autoren auf diesem Gebiet, Isaac Asimov, kam mit einer Geschichte heraus, die anregend zum Grübeln einlädt: „Die Menschheit braucht die verbale mündliche Kommunikation nicht mehr. Jedermann kann Gedanken lesen. Alle wissen von allen, was sie gerade denken.“
Stellen Sie sich vor, Sie begegnen einen Menschen an dem Sie böse Erinnerungen haben. Ihre gute Erziehung zwingt Sie zu höflichem Gespräch. Ihr Gegenüber aber kann Ihre nicht eben schmeichelhafte Gedanken lesen. Der gläserne Mensch. Die totale Transparenz. Es gibt keine Privatsphäre mehr.
In der Novelle stirbt die Menschheit aus. Niemand wird älter als 18 Jahre. Ohne geheimes Kämmerchen im Gehirn kann man nicht leben. Ein sehr logischer und konsequenter Schluss von Asimov.
Auch heute, ohne Science-Fiction, wird das Privatleben von Mensch, Familie, Politik und Wirtschaft immer weniger respektiert. Indiskretionen werden teuer gehandelt.
„Die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf, jederzeit und über alles sofort informiert zu werden.“ Das sagen die Medien. Wahrscheinlich wohl die grösste Heuchelei des Jahrhunderts. Das Medienbusiness ist hart umkämpft. Die Konkurrenz ist riesengross. Es geht um Auflagen und Einschaltquoten. Indiskretion ist eine Kraftquelle in diesem Geschäft. Unter den Berichterstattern ist der Wettbewerbsdruck enorm hoch. Da wird schon einmal Anstand und Takt aufgegeben. Die Privatsphäre wird ohne Hemmungen verletzt. Informationslecks und Indiskretionen sind zusätzlich willkommene Geschenke. Schlechte Nachrichten und Privatgeschichten sind beliebt und werden gerne konsumiert.
Die Menschheit wird deshalb nicht aussterben. Nachteilige Spuren jedoch vertiefen sich. Was ist zu tun? Wie soll die Öffentlichkeit informiert werden? Ein Ratschlag für die Produzenten von Nachrichten: Viel Schweigen und erst dann sachlich informieren, wenn alle Fakten bekannt sind.
Ein Ratschlag auch für die Konsumenten: Dem Boulevard keine Bedeutung schenken. Informationen bei seriösen Berichterstattern beziehen. Die persönliche Neugierde zähmen.
So entstehen mit der Zeit sachlichere Berichte und eine weniger verletzte Privatsphäre.
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