«La trahison des images»
[Der Verrat der Bilder]
René Magritte 1929
Öl auf Leinwand 59×65 cm
County Museum Los Angeles
Es war die Absicht des Künstlers, zu demonstrieren, dass selbst die realistischste Abbildung eines Objektes nicht mit dem Objekt selbst identisch ist. Man hat es mit einem Bild zu tun, nicht mit einer Pfeife, die man stopfen und rauchen kann. René François Ghislain Magritte war ein belgischer Maler des Surrealismus, der von 1898 bis 1967 hauptsächlich in Brüssel lebte. Hauptaufgabe des Surrealismus war es, die herkömmlichen Sehgewohnheiten zu erschüttern und Traum und Wirklichkeit zu vermischen.
So komme ich mir bisweilen vor, wenn ich mir gestatte in Zürich, auf dem Limmatquai spazierend, eine Pfeife zu rauchen. Wenn Blicke töten könnten, ich wäre schon längst von den dort lustwandelnden Gutmenschen ins Paradies befördert worden. Dort würde ich mich mit Petrus über die Schönheit des Pfeifengenusses unterhalten. Bestimmt hat auch er als Fischer in seinem Boot eine Tabakpfeife gequalmt. Denn der älteste Fund einer Pfeife wird auf das 15. Jahrhundert vor Christus datiert. Da kann ich wohl mit Sicherheit annehmen, dass, 1400 Jahre später, auch in der Umgebung von Jesus die Pfeife geraucht wurde. Diesem Genuss gehuldigt wurde. Für uns Europäer wurde die Pfeife, wie wir sie heute kennen, von Christoph Kolumbus aus Amerika ins Abendland gebracht. Hier startete sie ihren Siegeszug bis in unseren Tagen. Der Geruch von brennendem Pfeifentabak wird sogar von absolut gesundheitsbewussten Damen als angenehm empfunden. Und doch, wer Pfeife raucht hat in der Schweiz ein Imageproblem.
Von Albert Einstein erzählt man, wie er eine ausgesprochene Schwäche für die Tabakpfeife gehabt haben soll. «Bevor man eine heikle Frage beantwortet, sollte man immer zuerst eine Pfeife anzünden». Eine der Weisheiten des grössten Physikers des letzten Jahrhunderts. Nicht nur die Wissenschaftler, auch berühmte Maler wie Paul Klee und Vincent van Gogh liebten den Tabak. Ganz zu schweigen von Friederich Dürrenmatt, Max Frisch, Günter Grass und Mark Twain. Sie liessen sich alle gerne mit ihrer Pfeife abbilden. Die Pfeife war ihr Logo. Grosse Denker rauchen Pfeife! Sherlock Holmes und sein Autor Arthur Conan Doyle, Jean Gabin als Darsteller von Kommissar Maigret, alle waren Pfeifenraucher. Da soll ich mich hier in Zürich von einem solchen Genuss abstinenzieren? «Il fumo uccide» steht auch auf meiner Tabakdose. Nikotin ist gesundheitsschädlich. Zu viel Wasser trinken auch. Da beziehe ich mich auf Paracelsus, den Arzt, Alchemisten, Astrologe, Mystiker und Philosophen: «Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis machts, daß ein Ding kein Gift sei.“
Eine Pfeife nach dem Nachessen ist ein Genuss. Genuss ist Vitamine für die Seele. Verwerflich ist nur die Sucht. Da verstehe ich schon, dass in öffentlichen Lokalen nicht geraucht werden soll. Die Luft im Restaurant Zeughauskeller ist wirklich sauberer als vor dem eidgenössischen Rauchverbot. Schade nur, dass der Staat eingreifen musste, um den Raucherqualm zu bändigen. Mir wäre es nie eingefallen während des Essens oder in Gesellschaft eine Pfeife anzuzünden. Selbstverständlich ist es nicht zulässig, die Umgebung mit meinem Pfeifenrauch zu belästigen. Aber im Freien…? Seitdem ich bei meinem Spaziergang auf dem Limmatquai mit dem Leben davongekommen bin, rauche ich nur noch, wenn ich zu Hause bin. Im Stillen geniesse ich dort meine Pfeife. Da geniesse ich den Tabak. Geniessen heisst auch sich mässigen, beherrschen, nicht übertreiben. Dort übernehme ich die Verantwortung, indem ich die Erhaltung meiner Gesundheit und den Pfeifengenuss im Gleichgewicht halte. Ohne wie René Magritte, Traum und Wirklichkeit zu vermischen.
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