Schlüssel

In Zürich regnet es in Strömen. An der Tramhaltestelle am Paradeplatz treffe ich völlig unerwartet Madeleine. Sie ist eine Bekannte aus der Luzerner Zeit. die Tochter von Freunden meiner Eltern. Wir hatten uns völlig aus den Augen verloren.
«Jeanjean wann habe ich Dich zum letzten Mal gesehen? Das sind Jahrzehnte. »
«So sehen wir uns hier wieder!
Was machst Du in Zürich? »
«Ich komme gerade aus Mallorca zurück. Da hatte ich ein Ferienerlebnis der besonderen Art. Das muss ich Dir erzählen. »
Wie wenn wir uns das letzte Mal noch vor vierzehn Tage getroffen hätten, setzt sie zu einer längeren Rede an.
«Aber nicht hier im Regen. Gehen wir ins Café Sprüngli, das ist die beste und berühmteste Konditorei in der Stadt. Tradition seit 1836! Wenn Du Lust und Zeit hast ein wenig mit mir zu plaudern. »
In der Feinbäckerei bei Kaffee und Kuchen und etwas small talk kommt Madeleine zur Sache.
«Sonntag vor vierzehn Tagen sind Hermann und ich nach Mallorca geflogen. »
«Denn Hermann ist Dein Gatte? »
«Ja, Hermann ist mein Mann. Wir haben ein schönes kleines Ferienhäuschen in Port d’Andratx. Dort angekommen stellten wir fest, dass die Vegetation sich diesen Winter stark ins Zeug gelegt hatte. Nach ein paar Tagen Gartenarbeit war alles wieder bewohnbar und wir reif zum Ausspannen. Wir sassen gerade bei einem Glas Rotwein, als Hermann einen Notruf aus Zürich bekam. Er musste zurück in die Schweiz. Gesagt getan. Ich brachte ihm zum Flughafen und genoss anschliessend meine Freiheit. Es sollte nicht allzu lange weilen.
Auf dem Rückweg erledigte ich die notwendigen Einkäufe. Mit zwei Plastiktaschen vollbeladen stand ich vor der Tür unseres Domizils und suchte den Hausschlüssel. Die gründliche Inspektion meiner Handtasche führte nicht zum Ziel. Wo ist der Hausschlüssel? Nicht im Auto. Nicht in der Jackentasche. Unauffindbar. Natürlich ist es wichtig in diesem Lande, wo viele Tagediebe herumschleichen sein Haus gut zu sichern und zu verriegeln. Ich verfluchte diese automatisch schliessenden Türen, die kaum hat man den Rücken gekehrt, ins Schloss fallen und von aussen nicht mehr geöffnet werden können. Da fällt mir ein, da liegt doch immer ein Reserveschüssel irgendwo draussen versteckt. Klar unter dem Blumentopf bei der Buganvilia. Ich hebe den Topf voller Margeriten auf. Kein Reserveschlüssel. Natürlich. Ich wollte ihn das letzte Mal nicht den ganzen Winter dort liegen lassen und habe ihn in der Besteckschublade in der Küche versorgt. Dort nützt er mir jetzt auch nichts. Ich lasse die Einkäufe stehen und mache eine Runde ums Haus. Die Küchentüre ist auch geschlossen. Ich bin ausgesperrt. Langsam steigt meine Körpertemperatur und damit meine Nervosität. Ein Kellerfenster durch dem ich ins Haus hätte schlüpfen könnten gibt es auch nicht. Das Haus hat ja gar keinen Keller. Alle Fenster im Erdgeschoss sind vorbildlich verriegelt. Und ich draussen vor! Meine Perle, meine Juanita, meine Putzfrau! Meine Putzfrau hat auch einen Schlüssel. Schnell anrufen, Juanita wohnt in Santa Ponsa keine 20 Kilometer von hier. Wo ist mein Handy? Der Akku war fast leer. Es liegt im Wohnzimmer auf dem Bücherregal und lädt sich auf. Hinter verschlossener Tür. Wenn ich nur wüsste wie Juanita auch noch heisst und wo sie wohnt. Ich könnte sie von irgendeiner Telefonkabine anrufen. Nur ist die Nummer in meinem Telefonino gespeichert und nicht in meinem Kopf. Ich spüre wie die Hysterie sich nähert. Durchatmen, nachdenken.
Normale Menschen geben oft einen zweiten Schlüssel einem vertrauenswürdigen Nachbarn.
Wir nicht. Sind wir nicht normal oder haben wir keinen Nachbar. Natürlich haben wir einen Nachbarn. Zwei Häuschen weiter südlich wohnen Obermeyers, ein österreichisches Rentnerpaar, bei welchem Juanita auch für Ordnung und Sauberkeit sorgt. Die Leutchen sind schon alt. Franz-Joseph, der Ehemann hat die Neunzig weit überschritten und Marie-Antoinette, seine Angetraute nähert sich schon verdächtig dem neunten runden Geburtstag. Darüber hinaus ist Franz-Joseph schwer hörbehindert. Was sage ich, er ist so taub wie eine Giesskanne. Als er mich erblickt, strahlt er mich an. Kaum habe ich ihn begrüsst, steht auch schon Marie-Antoinette in der Tür.
‘Madeleine, welche Freude, wie lange bist Du schon in Mallorca? ’
‘Seit Sonntag vor zwei Wochen. Hör zu Maninette, ich habe ein Problem. ’So gut es geht versuche ich ihr zu erklären, wie sie mir helfen könnte. Einfach nur Juanita anrufen. Sie strahlt mich an.
‘Seit wann bist Du wieder in Mallorca? ’
Mutter Gottes, was habe ich Dir angetan, dass Du mich so im Stich lässt.
‘Seit zwei Wochen. Hast Du die Nummer von Juanita? ’
So geht das eine Viertelstunde weiter. Meine Geduld wird arg strapaziert. Auf einmal kommt Franz-Joseph aus der Küche zurück und drückt seiner Frau ein Mobiltelefon in die Hand. Ich weiss nicht warum und wieso sie plötzlich begriffen hat um was es geht. Sie stellt die Verbindung her und gibt mir ihr Handy. Der Himmel sei Dank, Juanita ist zu Hause.
‘Si señora, estoy con la tecla!’
Nach einer weiteren halben Stunde Dialog mit einem Tauben und einer Dementen rollte ein alter SEAT heran, darinnen Juanita.
So muss man sich im Paradies fühlen, wenn Petrus die Himmelspforte öffnet. Ich drehe mit Juanitas Schlüssel mein Schloss auf. Wieder zuhause. Ruhe und Ordnung. Minou die Katze liegt, verbotenerweise zwar, auf dem Sofa und schnurrt. Auf dem Büchergestell blinkt mein Handy mit aufgeladenem Akku. Im Gang liegt mein Schlüsselbund auf der Kommode und in der Besteckschublade in der Küche befindet sich der Reserveschlüssel. Ich sacke in den Fernsehsessel von Hermann. Nach zwei Atemzügen springe ich auf ‘Jetzt brauch ich eine Kuba-Libre! ’ Coca-Cola hat’s im Kühlschrank. Rhum im Weingestell. Ein grosser Schluck und noch ein zweiter. Die Erde hat mich wieder. »

Ihr Kaffee, im Sprüngli ist kalt geworden und auch der Kuchen ist nur zur Hälfte gegessen. Nach einem kräftigen Schluck kalten Kaffees grinst sie mich an. Ich grinse zurück. Fürwahr ein Ferienerlebnis der besonderen Art an einem regnerischen Frühlingstag in Zürich.

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Clé

La pluie tombe à verse sur Zürich. A l’arrêt du tramway de Paradeplatz j’ai la surprise de voir Madeleine, une vieille connaissance du temps de Lucerne. La fille d’amis de mes parents. Nous nous sommes perdus de vue depuis longtemps

  • Jeanjean, quand nous sommes-nous vus la dernière fois? Cela doit dater de plusieurs dizaines d’années.
  • Ainsi nous nous revoyons ici! Que fais-tu à Zürich?
  • Je viens d’arriver de Majorque. J’y ai vécu une histoire cocasse que je dois te raconter.
    Voyant qu’elle était prête à se lancer dans son récit comme si nous nous étions vus la dernière fois il y a quinze jours, j’ai suggéré
  • mais pas ici sous la pluie. Allons plutôt au café Sprüngli, la meilleure pâtisserie de Zürich, réputée pour la fidélité à sa tradition depuis 1836. Si toutefois tu es disposée à passer un moment avec moi.
    Une fois installés devant cafés et gâteaux et passées les politesses d’usage, Madeleine revient à son histoire.
  • Le dimanche d’il y a quinze jours nous nous sommes envolés pour Majorque, Hermann et moi.
  • Hermann étant ton époux?
  • Oui, c’est mon mari. Nous possédons une charmante résidence secondaire à Port d’Antratx. Arrivés sur place, nous constations que la végétation s’était largement épanouie pendant l’hiver. Après quelques jours de jardinage, le lieu était à nouveau habitable et nous-mêmes mûrs pour un séjour de détente. Alors que nous étions agréablement installés devant un verre de vin rouge, Hermann reçut un appel urgent de Zürich. Il fallait qu’il retourne en Suisse. Je l’ai déposé à l’aéroport et me réjouissais de ma liberté. Une joie qui ne devait pas durer.
    Sur le chemin de retour je fis les courses qui s’imposaient. Chargée de deux sacs pleins de nourriture je me trouvais devant la porte de notre domicile en cherchant ma clé de la maison. La recherche dans mon sac à main n’aboutit pas. Où est la clé de la maison? Pas dans la voiture. Pas dans mes poches non plus. Introuvable. Dans ce pays où traînent de nombreux fainéants, il faut qu’on prenne ses précautions en fermant la maison consciencieusement. Je maudissais ces portes automatiques qui, à peine le dos tourné, se ferment et ne peuvent plus s’ouvrir de l’extérieur sans clé. Tout à coup je me souvins d’avoir caché une clé de réserve quelque part près de la maison. Bien sûr, sous le pot de fleurs à côté des Bougainvilliers. Je soulève le pot plein de marguerites. Pas de clé de réserve. Normal, puisque lors de notre dernier passage je ne voulais pas la laisser traîner pendant tout l’hiver et l’ai rangé dans le tiroir à couverts à la cuisine. Où elle ne me sert à rien en l’occurrence. Je pose les achats et fais le tour de la maison. La porte de la cuisine est fermée aussi. Je suis décidément empêchée d’entrer. Ma température commence à grimper et ma nervosité avec elle. Il n’y a pas de fenêtre de cave non plus par laquelle j’aurais pu me glisser. Pour la bonne raison que la maison n’a pas de cave. Toutes les fenêtres du rez-de-chaussée sont verrouillées de façon exemplaire! Et mois dehors! Ma perle, ma Juanita, ma femme de ménage! Elle possède également une clé. L’appeler rapidement. Elle habite Santa Ponsa à moins de 20 kilomètres. Où est mon téléphone mobile? Sa batterie ayant été presque vide, elle est en train de se recharger sur la bibliothèque -derrière les portes closes. Si seulement je connaissais son nom de famille et son adresse, je pourrais l’appeler d’une cabine téléphonique. Mais son numéro de téléphone est enregistré dans le portable et pas dans ma tête. Je sens que l’hystérie s’approche. Respirer, réfléchir.
    Les gens normaux confient souvent une deuxième clé à un voisin fiable.
    Pas nous. Ne sommes-nous pas normaux ou n’avons-nous pas de voisin? Evidemment que nous avons un voisin. Deux maisons plus au sud habitent les Obermeyer, un couple d’autrichiens chez lequel Juanita fait également régner ordre et propreté. Les braves gens sont bien âgés. Franz-Joseph, le mari, a largement passé les nonante ans et son épouse Marie-Antoinette s’approche gaiement de la neuvième décennie. De plus, Franz-Joseph est handicapé auditif. Que dis-je, il est sourd comme un pot. Me voyant, il rayonne de joie. Le temps de le saluer, Marie-Antoinette se présente à la porte.
  • Quelle joie de te voir, Madeleine. Depuis quand es-tu arrivée à Majorque?
  • Depuis dimanche il y a deux semaines. Voilà Marinette, j’ai un problème.
    J’essaie de lui expliquer comment elle pourrait m’aider. Juste en appelant Juanita. Elle me sourit de tout son visage.
  • Depuis quand es-tu revenue à Majorque?? Qu’est-ce-que j’ai fait au bon dieu pour que tu me délaisses de la sorte?.
  • Depuis deux semaines. As-tu le numéro de Juanita?
    Et ainsi de suite pendant un quart d’heure. Ma patience est mise à rude épreuve. Soudainement Franz Joseph revient de la cuisine et met un téléphone mobile dans la main de son épouse. J’ignore pourquoi elle a brusquement saisi la situation. Elle compose le numéro et me passe son portable. Grâce au ciel Juanita est chez elle.
  • Si señora, estoy con la tecla.
    Après une autre demi-heure passée avec un sourd et une démente, une vieille SEAT approche avec Juanita à son bord.
    C’est ainsi qu’on doit se sentir à l’approche du paradis, quand Saint Pierre s’apprête à ouvrir la porte céleste. Je tourne la clé de Juanita dans la serrure de ma porte terrestre. De retour à la maison. Ordre et calme règnent. La chatte Minou est couchée, quoique illicitement, sur le canapé et ronronne. Mon téléphone portable clignote sur la bibliothèque, la pile rechargée à bloc. Les clés sont sur la commode dans le couloir et la clé de réserve dans le tiroir des couverts à la cuisine. Je me laisse tomber dans le fauteuil de télévision de Hermann. Après deux respirations je me relève «Il me faut un Cuba-libre!» Le Coca-Cola est dans le frigo et le rhum dans le porte-bouteilles. Une grande gorgée, puis une deuxième. Je me retrouve sur terre.
    Chez Sprüngli le café a refroidi et le gâteau n’est mangé qu’à moitié. Après une bonne gorgée de café froid elle me sourit. Je ricane en retour. Décidément une histoire de vacances cocasse un jour de printemps pluvieux à Zürich.

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