Bitcoin, dazu Gedanken eines Laien.
Wer im Jahr 2013 hundert US-Dollar in Bitcoin angelegt hat und die Nerven hatte, geduldig bis heute zu warten, hätte heute 5 Mio.$ auf seinem Konto. Eine Zauberwährung, bei der es sich lohnt, etwas mehr darüber zu wissen. Ohne zu arbeiten ein Jahreseinkommen von 625’000 $ zu erwirtschaften, verdient Interesse.
Bitcoin basiert auf der Blockchain. Das ist sein wichtigstes Werkzeug.
Erste Frage:
Was ist eine Blockchain?
Peter hat mir zur Erklärung folgende Geschichte erzählt.
Peter besitzt ein Geheimdokument, welches nicht in fremde Hände kommen soll. Er muss es seinem Freund Walter übergeben. Nur kann er dies nicht persönlich ausführen. Peter ist schon sehr betagt, wohnt 40 km von Walter entfernt, und seine Mobilität ist stark eingeschränkt. Was er hat, ist einen Neffen. Einen guten, treuen und ehrlichen Neffen. Max heisst er und ist Velokurier. Er wird das Geheimdokument transportieren. Peter muss nun sicherstellen, dass unterwegs nichts passiert, nichts verloren geht. So konstruiert er einen kleinen, tragbaren, einbruchsicheren Tresor. Da hinein wird das geheime Gut gelegt und mit einem speziellen, hochsicheren Vorhängeschloss verschlossen. Von diesem Schloss gibt es nur einen einzigen Schlüssel. Peter ist der alleinige Besitzer dieses Schlüssels. Niemand anderer als Peter kann an das Geheimnis heran. Der zuverlässige Neffe bringt nun das besondere Paket zum Walter. Der besitzt auch ein sicheres Vorhängeschloss.
Auch mit nur einem einzigen, nur zu Walters Schloss passenden Schlüssel. Er hängt sein Schloss in die gleiche Öse des Tresors und schliesst es zu. Max fährt zu Peter zurück. Peter entfernt nun sein Schloss vom Tresor. Kann ihn aber nicht öffnen, weil er mit Walters Schloss gesperrt ist. Rückreise. Max pedalt wieder zu Walter. Damit ist sichergestellt, dass nur Walter Zugriff zum Inhalt der Schatulle hat. Walter ist jetzt in der Lage, mit seinem Schlüssel den Save zu öffnen und das Dokument zu entnehmen. Einfach genial!
So funktioniert die Blockchain. Es braucht einen speziellen Save, je ein Schloss mit einem Schlüssel und einen vertrauenswürdigen Kurier. In der Bitcoinwelt entspricht ein hochkompliziertes elektronisches Passwort dem Schlüssel. Das geheime Dokument wäre der Zahlungsbetrag und der Kurierdienst übernimmt das Internet. Eine Blockchain ist eine digitale Information.
Zweite Frage:
Wie funktioniert ein Zahlungsauftrag mit Bitcoin?
Hermann kauft beim Schreiner Manfred einen Tisch. Beide erledigen ihre Zahlungen mit Bitcoins. Mit Hilfe der Blockchain überweist Hermann den Betrag der Rechnung direkt an Manfred. Ohne die Zwischenschaltung eines Finanzdienstleisters. Die Bank, wie sie im klassischen Bankverkehr ihr Geld verdient, braucht es nicht mehr. Tönt gut. Keine Bankspesen, keine Handelsbank, kein Clearing, direkter Verkehr von Mann zu Mann. Eine grosse Zeiteinsparung und so sicher wie Gold. Totsicher würde mein Enkel sagen. Fein, einfach und schnell.
Bitcoins werden in einem Rechennetz geschaffen. Total virtuell. Sie werden elektronisch zwischen den Teilnehmern ausgetauscht. Der Besitz wird durch den kryptographischen Schlüssel ausgewiesen. Jede Transaktion wird von der Blockchain ausgeführt. Er sorgt auch für Fälschungssicherheit.
Dritte Frage:
Wie und wann erblickte der Bitcoin das Licht der Welt?
Bitcoin wurde 2008 erfunden. Am 3. Januar 2009 entstand die Schöpfung der ersten 50 Bitcoins. Der erste Warenaustausch gegen Bitcoins fand am 22. Mai 2010 statt. Zwei Pizzas wurden für 10’000 Bitcoins gehandelt.
Die Kindejahre der neuen Währung zwischen 2012 und 2020 waren sehr turbulent. Immerhin wurden im Jahr 2013 eine Million Transaktionen getätigt. Heute sind es zehn Millionen.
Der Wechselkurs zum US-Dollar glich einer Fahrt mit einer Berg-und-Talbahn. Er schwankte zwischen 4000 und 13’000 hin und her. Reine Spekulation. Mitte Mai 2021 wurden 50’000 US-Dollar für einen Bitcoin bezahlt. Welch eine Versuchung, so leicht an Geld zukommen. Erinnern Sie sich, liebe Leserin, an die Schlange am Baum der Erkenntnis im Garten Eden?
Vierte Frage:
Was ist eigentlich Geld?
Mit Geld kann man kaufen. Damit das funktioniert, muss es als Zahlungsmittel anerkannt sein. Mit Geld kann man sparen. Das ist nur erfüllt, wenn der Verlust an Kaufkraft über die Zeit klein ist (geringe Inflation). Langfristige Wertstabilität und Kaufkraft brauchen eine Versicherung. Die Zentralbank, die Nationalbank sorgt für das Vertrauen, damit das persönliche Kapital seinen Wert möglichst nicht verliert. Geld braucht eine Währung, Konten, Guthaben und Transaktionen.
Mit diesem Weltbild sind wir aufgewachsen. Ebenso mit den Finanzkrisen, die immer wieder auftreten. Der grundlegende Unterschied der konservativen Zahlungsabwicklung zum Geldtransfer mit Bitcoin besteht im Vertrauen zur Nachhaltigkeit der Werterhaltung. Wer steht für dieses Vertrauen bei Bitcoin gerade? Nur der im Moment stetig steigende Wechselkurs.
Fünfte Frage:
Was ist das Besondere am Bitcoin?
Zum Ersten:
Der Bitcoin ist ein enormer Stromfresser. Der Schreinermeister Martin verbraucht in seiner Werkstatt im Tagesdurchschnitt 20 Kilowattstunden Strom. Die eine Bitcoin-Transaktion mit Herrn Hermann, wie vorhin erzählt, konsumiert 50-mal so viel Elektrizität. Das Bitcoin-Netzwerk insgesamt verbraucht mittlerweile in einem Jahr mehr Strom als alle Schweizer zusammengenommen in derselben Zeit.
Dieser kolossale Energiekonsum resultiert aus der Komplexität der Passwörter, die auf ihrem Hin und Her zwischen den Teilnehmern gewaltige Rechenleistungen erbringen müssen. Das Hin und Zurück mit den elektronischen Schlüsseln ist ein hoch komplizierter Rechnervorgang, welcher viele Computer beschäftigt.
Zum Zweiten:
Bitcoin ist kein eigentliches Zahlungsmittel, keine wirkliche Währung. Es eignet sich eher als Werterhaltungsmittel.
Zum Dritten:
Der Wechselkurs des Bitcoins basiert nur auf Angebot und Nachfrage. Daher die enormen Kursschwankungen.
Als ich vor Jahrzehnten geschäftlich in San Paulo zu tun hatte, beherrschte den Brasilianern eine Inflationsrate von 4% pro Tag. Am Zahltag wechselten alle ihre Cruzeiros sofort in US-Dollar, um der galoppierenden Geldentwertung zu entkommen.
Heute gehört der Bolivar in Venezuela zur weichsten Währung. Vor drei Jahren betrug die Hyperinflation 130’000 Prozent! Eine Kiste mit 12 Weinflaschen im Werte von CHF 100 würde in einem Jahr später 13’000’000 CHF kosten. Mein Freund Ramon Martinez ist in Caracas geboren und lebt immer noch dort. Er besuchte mich neulich in Zürich und erzählte mir, wie er dank Bitcoin seine Familie ernähren konnte. Am Zahltag wechselt er sofort seinen Lohn in Bitcoins um. Die Kryptowährung behielt bis anhin ihren Wert. Im Gegenteil, er nahm von Tag zu Tag zu.
Kurz vor einem Einkauf wechselte er den benötigten Betrag in Bolivar um. Damit machte er seine Besorgungen im Supermarkt.
Im verflossenen Monat Mai schwankte der Wechselkurs zum Franken zwischen 53’000 und 33’000. Ein Verlust von 38% in wenigen Tagen. Das ist nicht das, was man sich unter einer stabilen Währung vorstellt. Im Gegensatz zu Aktien, hinter welchen Unternehmen stehen, die Geld verdienen, hat Bitcoin keine Wertschöpfung als Basis. Der Kurs schwankt nur durch Angebot und Nachfrage. Er steigt, solange genügend Menschen an den Bitcoin glauben. Das kleinste Gerücht an der Börse, «Tesla nimmt keine Bitcoins mehr an!», schon stürzt der Kurs wie ein Stein im freien Fall. Den Letzten beissen dann die Hunde.
Zum Vierten:
Der Bitcoin hat auch Vorteile gegenüber den klassischen Finanztransaktionen. Er ist dezentral. Er ist effizient. Er ist schnell. Und er ist fälschungssicher.
Zum Fünften:
Der Bitcoin ist neu und jung. Zum heutigen Tag hat er sich zu einem bedeutenden Player in der Finanzindustrie gemausert.
Letzte Frage:
Und jetzt?
Die Kryptobranche ist inzwischen ein relevanter, ernst zu nehmender Wirtschaftsfaktor geworden. Institutionelle Anleger und andere Profis werden sie nicht aus den Augen lassen.
Hände weg für Privatpersonen und Kleinanleger. Alles nur Spekulation! Für sie gibt es keine grosse Gewinne, kein schnelles Geld. Es sei denn, sie sind Glücksritter, Risikospieler, die sich grosse Verluste leisten können.
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